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DDR Lexikon
Konsumemblem
Ein Fabrikschornstein und eine Sichel formen ein K
KONSUM
eigentlich Konsum Genossenschaft, wie der Name schon sagt, anders als die HO (Handelsorganisation) kein volkseigener Betrieb (VEB). Jeder DDR-Bürger konnte Mitglied werden in dem er 50 Mark einzahlte. Mitglieder konnten sich an der Kasse im Konsum, wie auch die Läden, Supermärkte (Kaufhallen) und Kaufhäuser der Genossenschaft genannt wurden, Rabattmarken im Wert ihres Einkaufs aushändigen lassen, die dann, in ein Sammelheft eingeklebt, einmal jährlich zur Abrechnung eingereicht werden konnten. Der so erwirkte Anspruch auf Umsatzbeteiligung wurde bar ausgezahlt.
 
Sobotnik abgeleitet von dem russischen Wort Sobota für Samstag, eher nicht ganz freiwilliger unbezahlter Arbeitseinsatz, der meist, wie der Name schon erahnen lässt an Samstagen stattfand
 
50er Jahre: "Not macht erfinderisch"

Das Nachkriegsjahrzehnt ist geprägt durch die Selbstversorgung aus Garten und Landwirtschaft. Die DDR-typische Gemeinschaftsverpflegung in Schulen, Betrieben und Kindergärten wird eingeführt.

 - 1950: Im ersten Fünfjahrplan wird der "planmäßige Aufbau des Sozialismus" beschlossen

- 1950: Das erste HO-Warenhaus eröffnet auf dem Berliner Alexanderplatz

- Bis 1954: Reparationszahlungen an die Sowjetunion

- 1954: DDR-Bürger dürfen ab sofort nur noch zwölf West-Pakete jährlich mit bestimmten Mengen- und Inhaltsbeschränkungen erhalten

- 1956: Die Konsumgenossenschaft Halle eröffnet das erste Selbstbedienungsgeschäft der DDR

- 1958: Die Rationierung der Lebensmittel auf Karten wird aufgehoben

- seit 1958: "Der Fernsehkoch" Kurt Drummer zaubert aus Zutaten vom HO und Konsum kulinarische Erlebnisse.

60er Jahre: "Kochen macht wieder Freude"

Moderne Haushaltsgeräte, neue Varianten der Zubereitung und die Tipps der Fernseh- und Fischköche lassen die DDR-Küche vielfältiger werden.

- 1960: Gründung der volkseigenen Großhandelsgesellschaft, die HO und Konsum mit Obst und Gemüse versorgen soll

- 1960: Erstmals wird der "Tip des Fischkochs" Rudolf Kroboth im Fernsehen gesendet, ein Resultat der hervorragenden Fangquoten der Fischereiflotte der DDR, Slogan: "Jede Woche zweimal Fisch hält gesund, macht schlank und frisch"

- 1960: Die Kollektivierung der Landwirtschaft gilt als abgeschlossen, 19.345 LPGen bewirtschaften 83,6% der landwirtschaftlichen Flächen der DDR

- 1962: Gründung der staatlichen Handelsorganisation Intershop, Eröffnung von Geschäften an Grenzübergängen, Transitstrecken, Bahnhöfen und Flughäfen, in denen (zunächst nur) westliche Besucher gegen Valuta hochwertige Waren kaufen konnten

- 1963: In Magdeburg wird das erste Interhotel der DDR eröffnet, die Kette steht fortan für Spitzengastronomie

- 1966: In Weimar wird das erste Restaurant der Kette "Gastmahl des Meeres" eröffnet, im gleichen Jahr folgt Berlin, 1967 folgen Leipzig, Rostock, Magdeburg, Jena und Erfurt.


70er Jahre: Die DDR-Küche wird international

Im Zuge der
"Anerkennungswelle" bringt der Außenhandel über Diplomaten neue Gerichte und Produkte ins Land. Partygetränke und schnelle Partygerichte erfreuen sich großer Beliebtheit.

- 1970: Die "HO-Gaststätte Goldbroiler" eröffnet als erstes Broiler-Restaurant in Erfurt

- 1973: auch DDR-Bürger dürfen fortan in den Intershops einkaufen

- 1976 Einrichtung der Delikatläden für Nahrungs- und Genussmittel aus Importen und der Gestattungsproduktion

- 1977: Die "Kaffee-Frage" spitzt sich durch den für die DDR kaum noch zahlbaren Weltmarktpreis zu.



80er Jahre: Improvisation und Einfallsreichtum

Aufgrund des anhaltenden Devisenmangels kann die DDR bestimmte Produkte wie Kaffee, Kakao, Nüsse, Südfrüchte und Gewürze kaum mehr importieren. Bückware hat Hochkonjunktur, in der Küche improvisiert der DDR-Bürger mit den gegebenen Mitteln.

Alltag in der DDR
 
HO
Während man sich bei KONSUM noch überwiegend Gedanken über die
Genossenschaftsbeiträge der Mitglieder machte, wurde bei der
Handelsorganisation (HO) schon die vorbildliche sozialistische Verkaufs-
kultur beschworen:
"Jeder Einkauf eine besondere Freude"
"HO - gut bedient - gut gekauft"

 
 
Die Handelsorganisation (HO) wurde 1948 von der Deutschen Wirtschaftskommission als staatliches Unternehmen des Einzelhandels gegründet und war neben dem Konsum die vorherrschende Form im Einzelhandel.
 
KONSUM
eigentlich Konsum Genossenschaft, wie der Name schon sagt, anders als die HO (Handelsorganisation) kein volkseigener Betrieb (VEB). Jeder DDR-Bürger konnte Mitglied werden in dem er 50 Mark einzahlte. Mitglieder konnten sich an der Kasse im Konsum, wie auch die Läden, Supermärkte (Kaufhallen) und Kaufhäuser der Genossenschaft genannt wurden, Rabattmarken im Wert ihres Einkaufs aushändigen lassen, die dann, in ein Sammelheft eingeklebt, einmal jährlich zur Abrechnung eingereicht werden konnten. Der so erwirkte Anspruch auf Umsatzbeteiligung wurde bar ausgezahlt.

PGH
Eine Produktionsgenossenschaft des Handwerks war in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) eine sozialistische Genossenschaft, deren Mitglieder, Handwerker oder Gewerbetreibende, mit Eintrag in der Handwerks- oder Gewerberolle, waren. Der Zusammenschluss beruhte auf einer freiwilligen, gemeinschaftlichen/kollektiven Arbeit innerhalb einer Produktionsgenossenschaft des Handwerks. Ziel war es, durch den Zusammenschluss, ein gemeinsames Gemeineigentum an den Produktionsmitteln zu bilden. Zudem konnten auch deren Beschäftigte und mithelfenden Ehepartner Mitglieder in der Produktionsgenossenschaft des Handwerks sein. Die genossenschaftliche Arbeit führte durch den Zusammenschluss in eine PGH zu einer erhöhten Rationalität und Effektivität gegenüber einer individuellen Produktion. Dieser theoretische Effekt wurde durch sinkende Motivation verhindert, da die Mitglieder zum Beitritt in die PGH gezwungen wurden, wenig von ihrer Arbeit hatten und die Arbeitsziele zentral diktiert wurden.

 
EVP
 
Einzelhandelsverkaufspreis bzw. Endverbraucherpreis (abgekürzt EVP) war in der DDR die Bezeichnung für staatlich vorgeschriebene Festpreise von auszeichnungspflichtigen Einzelhandelswaren. Diese Preise galten landesweit (einige Lebensmittel waren in Ost-Berlin jedoch um wenige Pfennige teurer) und waren auf jeder Verpackung aufgedruckt oder auf der Ware selbst angebracht, da die Preise bei vielen Produkten über lange Zeiträume unverändert galten. Nur bei wenigen Artikeln wurde z.B. aus Gründen des Exports kein EVP angebracht. So hatten die meisten Filmpackungen von ORWO (VEB Filmfabrik Wolfen) keinen EVP-Aufdruck, da sie genau so in den Export gingen, wie sie im Inland verkauft wurden. Die Preisfest-
setzung erfolgte unter staatlicher Aufsicht durch das Amt für Preise beim Ministerrat, im Wesentlichen unter Berücksichtigung der Herstellungskosten. Die EVP für Grundnahrungsmittel, Arbeits- und Kinderbekleidung, Spielwaren etc. wurden häufig mit staatlichen Zuschüssen gestützt, d.h. die Herstellungskosten dieser Waren lagen teilweise deutlich über dem jeweiligen EVP. Langlebige Konsumgüter, Güter des gehobenen Bedarfs und Luxusartikel wurden dagegen mit erheblichen, staatlich festgelegten Preisaufschlägen verkauft. Der EVP setzte sich rechnerisch aus dem Industrieabgabepreis (IAP) und der Großhandels- und Einzelhandelsspanne zusammen.
   
  "Überholen ohne einzuholen"
paradox mutet sie an, die Parole, mit der Walter Ulbricht am 28. November 1968 während einer Sitzung des SED-Politbüros die künftige Marschroute der DDR-Wirtschaftspolitik festlegte: Man wollte den "goldenen" Westen wirtschaftlich überflügeln, allerdings nicht, indem man seine technische Entwicklung nachahmte, sondern ganz neue, im Westen noch nicht existierende Technologien präsentierte. Das Ergebnis ist bekannt: Der DDR gelang es Zeit ihres Bestehens nie, die wirtschaftliche Entwicklung des Westens einzuholen. Nicht, dass es keine ernsten Bemühungen gegeben hätte, Bemühungen, die auch nach außen gerne demonstriert wurden:
Zweimal im Jahr, jeweils im Frühling und im Herbst, stellte sich die DDR in Leipzig der westlichen Konkurrenz.
 
Die Leipziger Muster-Messe war das Mittel, ausländischen Geschäftspartnern wie auch der eigenen Bevölkerung Leistungsfähigkeit und wirtschaftliche Stärke zu präsentieren. Von riesigem propagandistischen Aufwand begleitet, lud ein auf Hochglanz poliertes Leipzig ins "Schaufenster der Welt".Zu Messezeiten war Leipzig das Zentrum der DDR. Die ganze Stadt war im Messefieber, boten doch die vielen ausländischen Gäste und die Handelsschauen eine willkommene Abwechslung vom grauen Alltag. Ostdeutsche Messebesucher bestaunten die begehrten Westprodukte, während die Besucher aus dem Westen DDR-Waren zu Niedrigstpreisen orderten und ganz nebenbei so ihre eigenen Erfahrungen mit dem DDR-Alltag machten. Dabei nahmen sie sogar jene Angebote in Anspruch, von denen viele in der DDR gar nicht wussten, dass es sie überhaupt gab: Prostitution beispielsweise war ein Novum, zu Messezeiten in Leipzig aber stillschweigend geduldet. In einer so weltoffenen DDR sollten sich die Besucher einfach wohlfühlen, in wirklich jeder Hinsicht. Und Leipzig - dessen Bewohnern zu jener Zeit nachgesagt wurde, sie lebten nur von Messe zu Messe - bot die Fassade, den sozialistischen Traumsstaat DDR angemessen zu repräsentieren.
 
Grafik "Messe" DDR im www.LichtBildKombinat.de
 
Oskar Brüsewitz
DDR-Pfarrer Oskar Brüsewitz begeht 1976 in Zeitz Selbstmord.
Mittwoch, der 18. August 1976, halb elf Uhr früh. Ein alter Wartburg mit der Aufschrift „Evangelische Kirche Rippicha“ hält vor der Michaeliskirche. Ein Pfarrer steigt aus. Stellt ein Transparent auf. Darauf steht: „Funkspruch an alle: Die Kirche in der DDR klagt den Kommunismus an! Wegen Unterdrückung in Schulen, an Kindern und Jugendlichen“ Passanten bleiben stehen. Der Pfarrer hebt einen 20-Liter-Kanister Benzin aus dem Kofferraum . Öffnet den und übergießt sich mit dem Benzin. Ein Streichholz, 3 bis 4 Meter hohe Flammen schlagen hoch. Der Pfarrer brennt. Jemand kommt mit einer Decke angerannt, will das Feuer ersticken. Doch der Pfarrer fängt an, schreiend vor Schmerz, wegzulaufen. Erst nach einer Weile, gelingt es dem Helfer, den Pfarrer zu löschen. Dann blickt er in ein verbranntes Gesicht. Auf Lippen, die sich tonlos bewegen.

Die Nachricht verbreitet sich blitzschnell in Zeitz, doch es war Totenstill in der Stadt. Für die SED-Führung war das Flammen-Zeichen des Pfarrers Oskar Brüsewitz die "schlimmste Provokation" seit dem Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953. Nicht nur in Zeitz, auch in Ost-Berlin, Halle und Magdeburg bricht bei SED und Stasi Hektik aus. Mit allen Mitteln wird versucht, die Tat geheim zu halten: Die Kirche und die Familie werden von der Stasi eingeschüchtert, jeder Hinweis auf das Geschehene getilgt. Daß das Flammenzeichen von Zeitz ein "Politikum" war, konnte niemand bestreiten. Und weil es für die DDR entlarvend war, wollte die SED es unter allen Umständen totschweigen.

MITROPA

Die Mitropa war in der DDR vor allem durch die Bewirtschaftung der Bahnhofsrestaurant auf allen Bahnhöfen der Deustchen Reichsbahn ziemlich unrühmlich bekannt. Die meist wenig gastlichen Orte erreichten meist nicht einmal das Niveau der HO- und Konsum-Gaststätten im Land. Das übliche Dauerpublikum von Bahnhöfen tat ein Übriges dazu. Leider bewirtschaftete die MITROPA auch die Flughafen-Restaurants der INTERFLUG-Flughäfen in der DDR, ebenso wie einige Restaurant an Bord der Eisenbahnfähren und Fährstationen und etliche MITROPA-Hotels, wie das am Flughafen Berlin-Schönefeld. Wie man auf dem Logo sieht, hat es Mitropa noch zum 50. Bestehen geschafft. Zu Zeiten der DDR war Service ein Luxus. Nach kapitalistischen Maßstäben ein Paradox, denn er war weder besonders teuer, noch fehlte es an Personal. Aber Service paßte einfach nicht zum real existierenden Sozialismus, so schien es jedenfalls. Im Restaurant hatte der sogenannte Gast zu warten, bis er "plaziert" wurde, auch wenn jede Menge Plätze leer standen. Die Devise hieß: Der Ober ist der Vorgesetzte des Gastes. Die Muffigkeit des meist üppig herumstehenden Bedienungspersonals war sprichwörtlich. Blanker Hohn war es auch, wenn die DDR-Mitropa damit warb, sie biete "erstklassige Gastronomie präsentiert durch qualifiziertes Personal in den Speisewagen". Planerfüllung allein spornte die Restaurantbrigaden nicht gerade zur Freundlichkeit an (und die Reisenden packten ohnehin vor Antritt der Bahnfahrt ihre Butterstulle ein).


Grafik im www.LichtBildKombinat.de